Gestern ist sie offiziell gestartet: Die neue Kampagne von Protonet. Free Your Data ist eine politische Aufklärungskampagne, in der es darum gehen soll, die Datenhoheit denjenigen zu geben, denen die Daten eigentlich gehören sollten – den Usern. Derzeit bestimmen jedoch große Konzerne, was mit den Daten passiert, wer sie einsehen kann, wie sie ausgelesen und verwendet werden. Auf diesen Missstand möchte Protonet aufmerksam machen – möglichst laut und möglichst groß. In diesem Gastbeitrag stellt Protonet Gründer Ali Jelveh die Einzelheiten der Kampagne vor und erläutert, warum er die Unterstützung jedes Einzelnen braucht. Protonet hatte im Juni 2014 seine zweite Finanzierungsrunde bei Seedmatch abgeschlossen.
Protonet hat sich dem Thema Datenhoheit verpflichtet. Als Technologie-Unternehmen, welches Software und Hardware für kleine Teams bereitstellt und sie somit unabhängiger macht, haben wir eine Grundlage der Veränderung geschaffen. Diese rein technische Grundlage ist aber nicht genug. Auch auf gesellschaftlicher Seite fühlen wir uns verpflichtet zu handeln.
Als Konsumenten hinterlassen wir überall unsere persönlichen digitalen Informationen, deren Verwertung durch Technologie-Firmen nicht transparent ist. Mit der „Free Your Data“-Kampagne möchten wir eine Gesetzesinitiative auf den Weg bringen, um den Umgang mit unseren privaten Daten nachhaltig und im Sinne der Verbraucher auch auf dem Rechtsweg zu definieren. Wir produzieren jeden Tag Daten. Sie sind das Öl des 21. Jahrhunderts. Mit Daten kann man eine Menge tolle Dinge machen. Wir lieben Daten und sind froh über die Technologien, die sie sich zu Nutze machen. Aber: Wenn wir die Produzenten sind, warum sind wir dann nicht alle Ölscheichs?
Die Kampagne „Free Your Data“ setzt auf die Power der Crowd. Ziel der Kampagne ist es nicht, mehr Regeln für den Datenschutz zu fordern oder digitale Enthaltsamkeit zu predigen. Vielmehr soll der transparente Umgang mit persönlichen Daten unser demokratisches Rechtssystem stärken und uns Konsumenten wieder auf Augenhöhe mit den Unternehmen und Tech-Giants bringen.
Wie wird die Zukunft legitimiert? Wer bestimmt die gesellschaftliche Agenda? In den USA sind das die großen Unternehmen. In China ist das der Staat. In Europa? In Europa kann es der Bürger sein. Dies muss er jedoch immer wieder einfordern – von alleine wird sich die Situation nicht bessern.
Durch den geforderten gesetzlichen Fortschritt eröffnen sich für den Markt innovative Geschäftsmodelle, woraus eine neue und an den Bedürfnissen der Verbraucher orientierte Data-Industrie hervorgehen wird. Angestrebt wird hierbei ein europäischer Weg, um die Position der Konsumenten gegenüber den Technologiekonzernen zu stärken. 500 Millionen Menschen. Das ist nicht zu ignorieren.
Den Auftakt der mehrstufigen „Free Your Data“-Kampagne macht der Launch der Website freeyourdata.org und die dazugehörige Petition auf dem Portal change.org. Wir möchten die Nutzung der Daten veranschaulichen, denn viele wissen gar nicht, was „Daten“ überhaupt sind. Es sind nicht nur Fotos und Texte, sondern auch Daten über meine Reichweite, mein Verhalten, meine Vorlieben, meine Einkaufspräferenzen. Die Verbraucher sollen zur aktiven Teilnahme an der Initiative aufgefordert werden, um die Änderung auf gesetzlicher Ebene einzuleiten.
Von der Website werden alle weiteren Episoden des mehrstufigen Kampagnenkonzepts ausgehen. Mit dieser neuartigen Mechanik soll die Crowd nicht nur beständig vergrößert, sondern auch langfristig mobilisiert werden, bis der Gesetzentwurf den Parlamenten vorgelegt wird.
Und so lautet der Gesetzesentwurf:
„Jedes Unternehmen mit mehr als einer Million (wiederkehrende) User soll auf Anfrage eines Users alle mit ihm verbundenen Daten kostenlos, in Echtzeit und in einem Maschinen lesbaren Format zur Verfügung stellen.“
Wir brauchen realistische Vorschläge um unseren Anspruch zu manifestieren. Die Zerschlagung von Unternehmen oder Verbot von Diensten, wird uns nicht ans Ziel führen.
Die Petition ist unser erstes Ziel – bereits über 30.000 Unterstützer haben sie in den letzten fünf Tagen unterzeichnet! Wenn auch Sie denken, dass Sie auf Augenhöhe mit den Tech-Giants kommen möchten und Herr Maas im Bundesjustizministerium dafür die Grundlage schaffen soll, unterzeichnen sie die Petition hier: www.change.org/freeyourdata