Mit ihrem heizManager-System möchte Controme die Heiztechnik revolutionieren. Die Heizungssteuerung des Startups „vernetzt die gesamt Heiztechnik eines Gebäudes zu einem ganzheitlichen, intelligenten System und soll dabei bis zu 30 % Energie sparen.“ Die Crowdfundingkampagne des jungen Unternehmens ist Ende Dezember gestartet und konnte die Fundingschwelle schon erfolgreich hinter sich lassen. Im Interview gehen wir mit dem Gründer Michael Achatz und seinem Kollegen Sebastian Haas, verantwortlich für Business-Developement, noch einmal auf die wichtigsten Merkmale ihres heizManagers ein, der nach eigenen Aussagen „die fortschrittlichste Heizungssteuerung“ sein soll.
Seedmatch: Hallo Michael und Sebastian, danke für Eure Zeit. Euer Funding läuft nun seit knapp vier Wochen und hat die Fundingschwelle schon erfolgreich überschritten. Kurz die Frage vorab: Wie ist die Idee zu Controme entstanden?
Michael Achatz: Die Idee zu Controme ist aus dem eigenen Bedarf heraus entstanden. Ich hatte bei meiner Fußbodenheizung eine gewöhnliche Thermostatregelung verbaut. Das Ergebnis war ganz und gar nicht zufriedenstellend. Es heizte immer zum falschen Zeitpunkt – z. B. viel zu viel vor jedem wärmeren Tag. Der Fußboden wechselte permanent zwischen zu warm und zu kalt.
Neben einer besseren Regelqualität wollte ich außerdem alles mit dem Smartphone planen und bedienen können. Naja, und es gab einfach nichts am Markt, das meine Ansprüche auch nur annähernd erfüllt hätte.
Mit Controme lösen wir diese Thematik jetzt viel besser als alles andere. Neben der Berücksichtigung von Wetterprognosedaten und sehr genauen Temperaturmessungen, liegt das vor allem an zusätzlichen Sensoren, die wir am Rücklauf eines jeden Raumes im Heizkreisverteiler der Fußbodenheizung anbringen. Das haben wir auch zum Patent angemeldet.
Das sind aber technische Details. Wichtig ist der Effekt. Für die Bewohner bedeutet dies, dass der Fußboden zu jedem Zeitpunkt die optimale Temperatur hat. Das spart nicht nur Energie, sondern man merkt das auch deutlich beim Wohnkomfort. Der Fußboden hat einfach zu jedem Zeitpunkt die richtige Temperatur. Die Raumtemperaturen schwanken viel weniger als bei Thermostat-Systemen.
Mittlerweile bieten wir aber noch einiges mehr.
Seedmatch: Ihr habt nach eigener Aussage weltweit die fortschrittlichste Heizungssteuerung. Das ist natürlich eine sehr selbstbewusste Aussage.
Michael Achatz: Diese Aussage lässt sich durch mehrere Ansätze begründen.
Grundsätzlich ist unser Ziel, für alle Anwendungsbereiche in der Heiztechnik die beste und intelligenteste Steuerung zu bieten. Das reicht von einfachen Dingen, wie der Ansteuerung eines Heizkörpers, bis hin zur allumfassenden intelligenten Steuerung von beliebig großen, gewerblichen Objekten.
Um alles optimal abzudecken, braucht es zunächst die passenden Komponenten. Controme ist der einzige Anbieter einer intelligenten Heizungssteuerung, der Funk- und kabelgebundene Komponenten integrieren und diese vollkommen frei kombinieren kann. Heizkörper werden beispielsweise bei Nachrüstungen fast immer per Funk angesteuert. Im Heizraum hingegen wird immer mit kabelgebundenen Sensoren gearbeitet. Nur mit Systemen, die beides können, ist es möglich alle Anforderungen unter einen Hut zu bekommen.
Im Gegensatz zu smarten Thermostaten machen wir auch vor komplexen Anforderungen nicht halt. Im März starten wir die Beta-Phase für unser neues Heizraum-Gateway. Damit können wir dann Mischermotoren steuern, Vorlauftemperaturen regeln, Differenzregelungen realisieren, Heizungspumpen drehzahlgesteuert regeln, Solaranlagen steuern u.v.m. Diese Zusammenführung von einfachen und komplexen Anwendungen ist ein Spagat, den sonst noch kein System geschafft hat.
Auf dieser Basis ergibt sich dann die Möglichkeit, Heizsysteme wirklich gesamtheitlich intelligent zu steuern. Und das in Gebäuden beliebiger Größenordnung. Davon sind andere Systeme noch recht weit entfernt. Ein Controme-System kennt alle Raumtemperaturen, die geplanten Temperaturen, das aktuelle, das künftige Wetter und die Raumnutzungszeiten. Über die Rücklaufsensoren und im Heizkörperstellantrieb integrierte Sensoren ist sogar die Temperatur jeder einzelnen Heizfläche bekannt. Damit können wir z. B. die wirklich notwendige Vorlauftemperatur und Einschaltdauer des Wärmeerzeugers optimal bestimmen. Dies erfolgt bei gewöhnlichen Systemen ausschließlich anhand der aktuellen Außentemperatur, was für einen effizienten Betrieb natürlich nicht ausreicht.
Dieser gesamtheitliche Ansatz wird vervollständigt mit einer Vielzahl innovativer Module. Beispielsweise haben wir ein Modul entwickelt, das die Gebäudemasse als Puffer für kostenlose Solarenergie nutzen kann. Oder ein Modul, das die Laufzeiten von Wärmepumpen intelligent in die Niedertarifszeiten verlegt. Da gibt es auch noch einiges mehr. Jedenfalls alles Features, die es nur bei Controme gibt.
Bei allem, was unser System kann, bleiben aber viele Anwendungen auch ganz einfach. So kann wirklich jeder z. B. einen Heizkörperstellantrieb oder einen Funk-Sensor einbinden und sofort verwenden.
Seedmatch: Euer System bindet auch die Wetterprognose automatisch mit ein. Wie genau funktioniert das?
Michael Achatz: Durch die Wetterprognose wird vorausschauend geheizt. In einer kalten Nacht mit einem darauffolgenden warmen Tag wird z. B. vorausschauend etwas weniger geheizt, da die steigende Außentemperatur und die Sonne die Raumtemperatur erhöhen werden.
Da dies nicht in jedem Raum gleichermaßen der Fall ist, kann die Intensität dieser Funktion für jeden Raum separat festgelegt werden
Seedmatch: Der Markt für Smart-Home-Technologie ist ja gerade sehr umkämpft. Was habt ihr eurem Wettbewerb voraus und ist eure Technologie vor Nachahmern geschützt?
Michael Achatz: Im Bereich internetfähiger Heizungssteuerung haben wir mittlerweile einen sehr großen Entwicklungsvorsprung. Durch die vielen intelligenten Features ist Controme bereits jetzt für einige Anwendungen mehr oder weniger alternativlos. Am deutlichsten ist dies bei der Steuerung von Fußboden- oder Wandheizungen. Durch die Rücklaufregelung in Kombination mit der genauen Messung und der Wetterprognose können wir das um Welten besser als alle anderen Systeme am Markt. In einem klassischen Einfamilienhaus mit Fußbodenheizung werden etwa 40 Temperatursensoren verwendet, um die Fußbodenheizung perfekt zu regeln.
Diesen Vorsprung bauen wir nun auf weitere Bereiche aus. Hierbei sind wir in der Entwicklung schon so weit vorangeschritten, dass wir kurz vor der Beta-Phase stehen. Unsere Lösung zum Heizraummanagement ist vollkommen frei konfigurierbar und deckt damit fast alle Anforderungen ab, die man sich vorstellen kann. Es gibt meines Wissens keinen Anbieter, der eine intelligente Einzelraumregelung und ein derartig flexibles Heizraummanagement überhaupt in einem integrierten System anbieten kann. Wir haben beides, fassen das auch noch zu einem intelligenten System zusammen, bieten eine Vielzahl innovativer Module und alle wichtigen Bedienmöglichkeiten.
Des Weiteren haben wir die grundlegende Systemarchitektur und auch die Rücklaufregelung zum Patent angemeldet.
Unabhängig davon ist eine dauerhaft hohe Innovationsgeschwindigkeit eines unserer wichtigsten Ziele. Das haben wir bereits bewiesen, dass wir das können. Wir werden alles daran setzen, dass wir unseren Vorsprung weiter ausbauen. Das zusätzliche Budget über das Funding bei Seedmatch hilft uns dabei, noch schneller Innovationen zu bringen.
Seedmatch: Wie groß sind Markt und Nachfrage für ein solches System
Sebastian Haas: Smart Home ist zweifellos einer der größten Zukunftsmärkte. Laut einer Studie des VDE steigt der kumulierte Umsatz alleine im deutschen Markt bis 2025 auf 19 Milliarden Euro. Der Bereich, für den sich Endkunden am meisten interessieren, ist das Thema Heizung.
Interessant für uns sind auch die neuen Förderrichtlinien der Programme „energieeffizient bauen“ und „energieeffizient sanieren“ der KFW. Bei Installation einer selbstlernenden Einzelraumregelung mit Präsenzerkennung kann der Energieberater den Heizwärmebedarf pauschal um 5 % reduzieren. Das ist mit Sicherheit in vielen Fällen die günstigste Variante um die Förderbedingungen zu erfüllen.
Seedmatch: Wie vertreibt ihr euer Produkt, bzw. wie akquiriert ihr eure Kunden dafür?
Sebastian Haas: Wir sind uns sicher, dass das Fachhandwerk bei der Erschließung des Massenmarktes eine entscheidende Rolle spielen wird. Das spiegelt sich sowohl bei der Entwicklungsrichtung des Systems, als auch beim Vertriebskonzept wider.
Der größte Teil des Vertriebs erfolgt direkt an die zertifizierten Controme Fachpartner. Das sind hauptsächlich Heizungsbau- und Elektrofachbetriebe. Als Endkunde kann man auch direkt über den Online-Shop bestellen oder sich ein individuelles Angebot erstellen lassen.
Über das Schulungskonzept stellen wir sicher, dass bei den Fachpartnern die nötige Sicherheit in Bezug auf das System vorhanden ist. Fachbetriebe verkaufen nur Systeme, die sie auch auch gut kennen. Die Schulungen sind außerdem für uns eine tolle Möglichkeit, die Fachpartner persönlich kennenzulernen und wichtiges Feedback zu bekommen.
In 2014 konnten wir über 80 Fachpartner gewinnen und fünf Schulungen durchführen. Diesen Weg werden wir in 2015 fortschreiten, viele weitere Fachpartner gewinnen und die Schulungen in ganz Deutschland anbieten.
Neue Fachpartner generieren wir vor allem über die Gebäudetechnik-Fachmedien. Da haben wir bisher sehr gute Erfahrungen gemacht und mit geringem Budgeteinsatz sehr viele Leads generieren können. Die Akquirierung von Endkunden erfolgt über die klassischen Online-Marketing-Kanäle. Das Verhältnis von eingesetztem Werbebudget zu generiertem Umsatz ist dabei wirklich gut. Wir haben nur etwa 200-300 Euro pro Monat investiert und damit gut 90T Euro Umsatz generieren können.
Es sind natürlich auch größere Kooperationen geplant und hier gibt es auch bereits sehr vielversprechende Kontakte. Wir haben aber aktuell einen sehr guten Vertriebsweg gefunden, der uns eine eine Top-Möglichkeit bietet, das System im Markt zu etablieren. Darauf werden wir uns im ersten Halbjahr 2015 zu 100 % konzentrieren.
Seedmatch: Warum habt ihr euch für die Unterstützung der Crowd entschieden?
Michael Achatz: Wir machen ein Produkt, das im Prinzip jeder braucht. Wärme und Komfort sind Grundbedürfnisse. Jeder will Energie und Geld sparen und die Bedeutung und Auswirkungen der Umweltverschmutzung wird immer mehr Menschen bewusst. Aus diesen Gründen sind wir fest überzeugt, das wir im Moment mit Crowdfunding mehr erreichen können, als mit allen anderen Arten von Finanzierungen. Wir sehen Crowd-Investoren als Partner, die unser Produkt einsetzen, unsere Vision und unser Ziele teilen und transportieren.
Gerade dadurch, dass wir einen so enorm großen Markt ansprechen, sind wir der festen Überzeugung, dass sich Multiplikator- und Marketingeffekte durch die Crowd ergeben. Das muss man sich bei den klassischen Finanzierungsformen teuer erkaufen.
Seedmatch: Was soll mit dem eingesammelten Kapital passieren?
Michael Achatz: Den bisherigen Erfolg haben wir mit sehr wenigen Mitteln erzielt. Wir sind ein richtiges Lean-Startup und halten alle Prozesse und Kosten so schlank wie möglich. Wir wollen schnellstmöglich wachsen, aber wir halten Fixkosten und Liquiditätsreserven in einem gesunden Verhältnis. Das wird so bleiben.
Mit dem über Seedmatch eingeworbenen Kapital kommen wir nun entscheidende Schritte voran. Konkret haben wir folgendes vor:
- Die Innovationsgeschwindigkeit weiter erhöhen und mehr in die Weiterentwicklung des Systems investieren. Wir werden die Webapp in native Apps für Android und iOS portieren, die Hard- und Software für das Heizraummanagement releasen und die Funktionalität für Gewerbebauten, wie z. B. Schulen und Hotels erweitern.
- Vertriebsseitig werden wir die durch die Steigerung des Werbebudgets mehr Leads generieren, mehr Fachpartner gewinnen und die Controme Fachpartner-Schulungen in ganz Deutschland anbieten.
- Personelle Verstärkung im Bereich Vertrieb und Entwicklung.
Die bisherige Entwicklung von Controme zeigt, dass wir sehr viel aus dem eingesetzten Kapital machen. Das werden wir natürlich fortführen und versuchen noch weiter zu verbessern.
Seedmatch: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch weiterhin viel Erfolg!
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11. März 2015
Stellen sie die software für smartphones…
einsen homeserver und eine heizungssteuerung selber her ??
BZW entwickeln sie diese ??
was wird zukauf was ist eigenleistung??
4. September 2015
Eine Bodenheizung per Smartphone oder Tablet bequem auf der Couch zu bedienen und zu kontrollieren ist eine super Idee, welche auch optimal in unsere Zeit passt. Da ja immer mehr Smartphones und Tablets im Haushalt vorhanden sind. Heizsysteme komplett darüber zu steuern könnte ich mir auch sehr gut vorstellen. Ich hoffe, dass das Funding erfolgreich verlief. Beste Grüsse