Produktneueinführungen stellen für Unternehmen eine große Herausforderung dar – zum einen ist es ein aufwendiger und langwieriger Prozess, welcher viele Ressourcen bindet, zum anderen besteht die Ungewissheit, ob sich das Produkt am Markt etablieren und halten wird. Die metacrew® group schlägt die Brücke zwischen Herstellern und Konsumierenden, um Produkteinführungen möglichst erfolgreich zu gestalten. Ein zentrales Element dabei: Kundenfeedback. Im Interview haben wir mit Tobias Eismann (CEO) und Stefan Sautmann (CCO) der metacrew® group über den Handlungsdruck der Hersteller, sich neu zu erfinden, gesprochen – aber auch über veränderte Konsumentenerwartungen, schwindende Ressourcen und die Entwicklung von endkundenzentrierten Produkten.
Seedmatch: Hallo Tobias und hallo Stefan. Herzlich willkommen zum Seedmatch-Interview. Ihr beschreibt Metacrew® als eine wachsende Unternehmensgruppe mit rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und vier Standorten in Deutschland. Könnt ihr bitte für alle, die die metacrew® group noch nicht kennen, kurz erklären, für was ihr steht und was ihr genau macht?
Tobias Eismann: Stefan, the stage is yours!
Stefan Sautmann: Kurz gesagt, schlagen wir eine Brücke zwischen Endkonsumenten und Herstellern, indem wir den Herstellern mit unseren liebevoll zusammengestellten Produkten wie Food- und Beauty-Boxen, Adventskalendern oder der „Oh! of the day“-Plattform eine Bühne bieten, um ihre Produkte bei ihren Zielkunden direkt ausprobieren zu lassen und im gleichen Atemzug dafür Feedback zu erhalten. Aus Endkonsumentensicht ermöglichen wir somit eine attraktive und emotionale Chance, immer wieder neue Produkte testen zu können und mit „echten“ Nutzungserfahrungen und -meinungen direkt auf die Produktentwicklung, das Produktmarketing und auch die Produkt-Repositionierung positiven Einfluss zu nehmen.
Seedmatch: Laut einer Analyse aus dem Jahr 2021 scheitern mehr als 76 Prozent aller Produkteinführungen in der Lebensmittel- und Kosmetik-Branche. Die metacrew® gibt es bereits seit 2008 – Mit welchem Angebot seid ihr damals gestartet und wie seid auf die Idee gekommen, dass ihr mit dem Boxen-Konzept und Produktsampling misslungenen Produkteinführungen entgegenwirken könnt?
Tobias Eismann: Die metacrew® group GmbH wurde 2008 gegründet, war aber bis 2014 eine lokale Werbeagentur. Ende 2014 konnten wir dann die „Pink Box“ von Bertelsmann erwerben und haben die Gesellschaft in metacrew® umbenannt. Mit der ersten Box folgten Jahr für Jahr weitere, 2019 dann durch die Akquisition der Foodist GmbH, heute aboutfood GmbH, ein weiterer Meilenstein. In all den Jahren haben wir bemerkt: Es gibt clevere Hersteller, die unser damals eher E-Commerce-lastige Geschäftsmodell für das Testing neuer Produkte nutzen, ehe sie den Schritt in den Handel wagen. Sprich: Aus der Praxis erkannt. Wir wissen mittlerweile, dass durch Produktsampling und Endkundenverständnis frühzeitig der Erfolg – zum Beispiel von einem neuen Food- oder Beauty-Produkt – im Handel stark beeinflusst werden kann.
Seedmatch: Ihr bietet, wie gerade schon kurz angedeutet, endkundenkonzentrierte Geschäftsmodelle, wie Aboboxen und Adventskalender, an. Bekannte Beispiele sind unter anderem die PAM, die BRIGITTE oder die PINK Box. Nach welchen Kriterien werden die Inhalte der Boxen ausgesucht und was sind typische Unternehmen, mit denen ihr zusammenarbeitet oder bereits zusammengearbeitet habt?
Stefan Sautmann: Wir bieten sowohl eigene Box-Konzepte als auch Lizenzkooperationen mit Verlagen (u.a. RTL, Burda), Medienhäusern (ProSiebenSat.1) oder Prominenten (u.a. Pamela Reif, Barbara Schöneberger) an. Am Ende geht es immer darum, ein stimmiges Konzept zu finden, das die Endkonsumenten begeistert und anspricht und somit eine perfekte Bühne für die Hersteller bietet, so dass sie ihre gewünschten Zielkunden erreichen. Wichtig ist daher, dass jede Box und jeder Adventskalender eine eigene Positionierung und einen klaren Produktnutzen hat, der den Endkonsumenten auch ersichtlich ist und hier zu einem Anreiz führt, Teil der Community zu sein. Mit Lindt & Sprüngli haben wir sogar eine Brand-Box in der sich nur die Produkte dieses Herstellers befinden – quasi Kundenbindung 2.0. Auch solche Modelle sind umsetzbar, sofern sie zuvor beschriebene Kriterien erfüllen.
Seedmatch: Ihr bietet dabei eine breite Palette an Aboboxen aus der Food-, aber auch der Beauty-Branche, an. Warum genau diese zwei Schwerpunkte? Und welche weiteren Produkte oder Leistungen bietet ihr an?
Stefan Sautmann: Beauty und Food sind die Branchen mit der höchsten Dynamik und dem höchsten Handlungsdruck der Hersteller, sich neu zu erfinden. Allein in Bezug auf veränderte Konsumentenerwartungen, schwindende Ressourcen und der Notwendigkeit nach mehr Nachhaltigkeit leisten wir den größten Beitrag mit unserer metacrew® Positionierung, weil wir dafür sorgen, Misserfolge bei Produktinnovationen zu reduzieren. Zudem besteht das Team aus vielen Beauty- und Food-Lovern, die diese Branchen einfach lieben und hier durch ihr Wirken einen Beitrag leisten zu wollen.
Tobias Eismann: Zudem sind beides sehr emotionale Themen. Da ist die Endkundenmeinung immer ein sehr relevanter Erfolgsfaktor. Aber wir haben uns auch in den Märkten probiert, können ein neues Box-Modell in weniger als zwei Monaten aufsetzen und von den Vorteilen unseres Setups profitieren lassen. Im Kern zeigt sich aber: Beauty und Food sind die beiden perfekten Branchen für uns und die relevantesten in Sachen „Probierkontakte“.
Seedmatch: Euer Geschäftsmodell ist komplex, da ihr im B2B2C-Bereich unterwegs seid. Welchen Mehrwert liefert ihr – zum einen für die Konsumenten und Konsumentinnen und zum anderen für Startups und Unternehmen? Und wie grenzt ihr euch von der Konkurrenz ab?
Stefan Sautmann: Wie schon gesagt, bieten wir Herstellern den direkten Kontakt zu trendbewussten, meinungsstarken, haushaltsführenden und interessierten Konsumenten verschiedenster Zielgruppen. Den Konsumenten bieten wir verschiedene Plattformen, neue Produkte zu entdecken, auszuprobieren und Meinungen hierzu abgeben zu können. Dabei achten wir sehr darauf, dass diese Momente besonders sind und sich Hersteller wie Endkonsumenten „abgeholt“ fühlen. Gerade die Zielgruppendifferenzierung und das branchenübergreifende Wirken in Beauty und Food macht uns besonders und grenzt uns vom Mitbewerb ab.
Tobias Eismann: Aus Unternehmenssicht ist metacrew der Plattformanbieter mit dem breitesten Sortiment und Möglichkeiten für Endkunden wie für Business-Kunden. Unsere Boxen und Adventskalender sind ja auch als Produkt „endkundenzentriert“. Dazu kommt, dass sich metacrew® durch die eigene Wertschöpfungskette – von der B2B-Beratungskompetenz, Marketing, Design und Kreation, Produktfotographie über IT-Services und Customer Service bis hin zur Logistik – unabhängig von Dritten gemacht hat. All dies bekommt ein Anbieter, welcher ausschließlich Boxen anbietet, in der Regel „inhouse“ nicht gestemmt.
Seedmatch: Wie viele aktive Abokunden sowie Neukunden könnt ihr aktuell vermerken und wie gestaltet ihr eure Kommunikation/euren Vertrieb?
Stefan Sautmann: Aktuell haben wir über unsere verschiedenen Box-Konzepte rund 60.000 Abo-Kunden. Aktuell sind wir in der Neukundenakquise sehr Performance getrieben und generieren diese insbesondere über digitale Kanäle. Parallel versuchen wir durch verschiedene Awareness-Kampagnen über z.B. TV oder Out-of-Home Bekanntheit für unsere Plattformen zu bekommen, was wiederrum in der Neukundenakquise hilft.
Seedmatch: Ein wichtiger Punkt eures Geschäftsmodell sind die Generierung von Daten und Kundenfeedback. Könnt ihr uns einen Eindruck geben, wie ihr Feedback in der Praxis generiert und in welchem Umfang? Welche Bedeutung hat dieser Punkt für die Unternehmenskunden?
Stefan Sautmann: Am Ende geht es darum, die Nutzerfeedbacks so anonymisiert und datenschutzkonform zu aggregieren und nutzbar zu machen, dass sie Herstellern wie Endkunden helfen. Nur wenn wir ehrliche und authentische Meinungen weitergeben, können wir dazu beitragen, dass die richtigen Produkte entwickelt werden, die kommen und bleiben und die somit dem Endkonsumenten gefallen und dem Hersteller Erfolg bescheren. Dabei betreiben wir keine „Marktforschung in sterilem Ambiente“ sondern kreieren Überraschungsmomente und Nutzungssituationen im alltäglichen Umfeld. Und je mehr sich ein Endkonsument mit einer Box oder einem Adventskalender identifizieren kann, umso bereiter ist er, hier seine Meinung zu sagen.
Tobias Eismann: Unsere Endkundinnen und Endkunden sind zudem sehr meinungsstark. Bei nur einer „Pink Box“-Platzierung eines Produktes generieren wir mehr als 2.000 Produktbewertungen für ein Produkt. Das ist weitaus mehr als der Hersteller, der mit dem Produkt vielleicht schon präsent ist, oft auf allen anderen Internetplattformen generiert.
Seedmatch: Ihr erwähnt, dass ihr bis zu 200.000 Boxen pro Monat versendet und 14 verschiedene Abo-Modelle anbietet. Wie organisiert ihr den logistischen Aufwand des Verpackens und Versendens der Boxen?
Tobias Eismann: Unser Endkundengeschäft hat natürlich eine Saisonalität. Das 4. Quartal eines Jahres hat den größten Absatz. Mit der Tochtergesellschaft metalogistik GmbH haben wir uns hier Schritt für Schritt seit 2018 eine eigene Kompetenz aufgebaut, das uns viel Flexibilität und Dynamik gibt. Eine „Pink Box“ beispielsweise hat bis zu 20 Varianten, da wir den Ehrgeiz haben, kein Badezusatz an eine Kundin zu versenden, wenn keine Badewanne vorhanden ist. Sprich: Wir packen mehrere hundert Box-Varianten im Jahr. Und ja: Das ist ein besonderer Prozess und durch die Größe von metacrew® auch ideal eigenständig „inhouse“ zu lösen.
Seedmatch: Über Seedmatch wollt ihr mittels Anleihe bis zu 4 Millionen Euro Kapital aufnehmen. Wieso habt ihr euch dazu entschieden, euch dem Kapitalmarkt zu öffnen und wie plant ihr das akquirierte Kapital einzusetzen?
Tobias Eismann: Zum einen wollen wir ganz bewusst den Baustein einer Anleihe unserem Finanzierungsmix der Unternehmensgruppe zuführen und hierdurch mehr Flexibilität gewinnen. Zum anderen wollen wir für die gesamte Plattform in den kommenden Jahren in Deep Tech und KI investieren, um sowohl für Endkundinnen und Endkunden als auch für die Produkt-Hersteller mehr Services und Produkterlebnis aufzubauen, also auch um selbst immer besser und besser zu werden. Und die ersten Erfahrungen mit dem Kapitalmarkt sind nun für uns sehr spannend, da wir alle Stakeholder ab einem Investment von 500 Euro ein Stück weit Teil unserer Unternehmensentwicklung werden lassen können.
Seedmatch: Weshalb habt ihr euch für ein Crowdinvesting entschieden und warum sollte sich unsere Crowd ein Investment in metacrew® auf keinen Fall entgehen lassen?
Tobias Eismann: Unsere Boxen und Adventskalender haben eine besondere Emotionalität und eine treue, aktive Kundschaft. Da liegt es nahe, diese auch in eine Kapitalmarktöffnung einzubinden – das Crowdinvesting sollte dafür perfekt passen. Auch ist der Zugang für alle gleich und einfach. Wir kommunizieren täglich mit tausenden von Kunden, warum nicht auch in der Unternehmensfinanzierung! Okay, vielleicht ist der Schritt mutig, am Ende aber aus unserer Sicht sehr konsequent!
Seedmatch: Eine persönliche Frage zum Schluss: Von welcher Box aus eurem Sortiment würdet ihr am liebsten ein Jahresabo abschließen?
Stefan Sautmann: Da gibt es nicht „die eine Box“. Es sind schon mehrere die begeistern. Im Food-Segment mag ich aber besonders die „FOODIE-Box“ von aboutfood, da sie immer wieder neue Trendprodukte zeigt und somit Food-begeisterten Menschen einen tollen Mehrwert bietet. Bei den Beauty-Boxen von BeautyLove bin ich Fan von der „InStyle Box“, da ich sie sehr schön und stimmig für die Zielgruppe finde. Persönlich ist mir allerdings die „Black Box Men“ hier natürlich am nächsten.
Tobias Eismann: Ganz ehrlich: Ich habe, denke ich, alle abonniert. Meine Familie und ich lieben jede Box, die daheim ausgepackt werden kann. Daher kann ich diese Frage tatsächlich nicht beantworten.
Seedmatch: Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview genommen habt. Wir wünschen euch einen erfolgreichen Fundingstart!
Tobias Eismann: Lieben Dank, auch an das gesamte sehr engagierte Team von Euch!
Stefan Sautmann: Sehr gerne und euch vielen Dank für die gute Zusammenarbeit!
Die OneCrowd Securities GmbH tritt als vertraglich gebundener Vermittler für Rechnung und unter Haftung gemäß § 3 (2) WpIG der Effecta GmbH, Florstadt, auf.
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